Ich weiß nicht so recht. Ich bin da zweigespalten.
Einerseits ist es vielleicht ein Zeichen, das die Kirche wirklich etwas von ihrem Muff verliert, andererseits sage ich sogar als Agnostiker mit Tendenz zum Atheismus, das die Bibel ein historisches Kulturgut ist. Man übermalt auch nicht das Kleid der Monalisa mit modernen Farben. Und der Begriff "Jungfrau" ist wichtig für die Story. Ich tu mich aber auch schwer mit, in meinen Augen, überzogenen Anpassungen an politischer Korrektheit, wie z.B. Fahrradfahrende statt Fahrradfahrer. Das ist aber vielleicht nötig um eine Entwicklung der Gesellschaft zu etablieren.
Wenn man sich aber vor Augen hält, das die Bibel für eine nicht kleine Anzahl von Menschen nicht nur ein Sammlung von alten Geschichten ist, sondern ein Lebensleitfaden, bekommen die Änderungen eine ganz andere Bedeutung.
(Ich bin mir nicht sicher, wie oft Fahrradfahrer in der Bibel erwähnt werden

)
Es grüßt dat ewich gestrige Kerstin

DAS ist wirklich eine interessante Betrachtungsweise. "Historisches Kulturgut" - ja, ohne Zweifel. Nur von welcher Bibel reden wir? Die "Original-Bibel samt Neues Testament", wie die Römer das Werk oder die Werke redigiert haben - nach einer vielleicht nicht so fantastisch genauen Übersetzung. Oder ist es die Bibel, die es bis in heutige Zeiten, nach vielen Änderungen im lateinischen "Original", die dann übersetzt wurde. Oder ist es die alte Schriftrolle, die mutmaßlich die Original-Bibel ist ...?
Streng genommen sind die doch alle historisches Kulturgut - oder etwa nicht?
Die Frage ist nur, was will man mit einer neuen Übersetzung? Will man Politik aus 1.700 Jahren wieder herausfiltern und back-to-the-roots? Vielleicht. Was will man damit erreichen - wenn man denkt damit werden Probleme im heutigen Tag gelöst und weniger Leute rennen der Kirche weg, dann bezweifle ich, dass es gelingt.
Und das mit er politische Korrektheit: Ja, klar ist es sicherlich korrekter - in gewissen Fällen das, was in einigen Sprachen wörtlich übersetzt "Söhne" heißt mit "Kinder" und nicht geschlechtsspezifisch zu übersetzen.
Man muss sich nur überlegen, weshalb gerade bestimmte Kulturen kein Wort haben, das "Kinder" entspricht. Gut, es mag sein, dass "Kinder" über die Relais-Übersetzung Latein verloren ging. Halte ich für wahrscheinlich. Ich habe nur Kenntnisse in einer Sprache, die enger mit Hebräisch und Arabisch verwandt ist, nämlich Maltesisch. Da gibt es zumindest Söhne, Töchter und auch Kinder. Aber das beweist auch nicht viel.
Natürlich finde ich es OK, dass man eine genauere Übersetzung mach. Das gibt vielleicht mehr Klarheit darüber, was die Urheber damals eigentlich sagen wollten. Aber zu meinen, das sollte neue Maßstäbe fürs tun und handeln im heutigen Tag, finde ich verrückt. Die Bibel entstammt aus einer Kultur, wo Sklavenhaltung OK war, Frauen mehr oder weniger als Eigentum betrachtet wurde, Blutrache völlig OK- von der Logik her sollte das dann auch als Maßstäbe in der heutigen Welt gelten. (hmm ... mit der Blutrache könnte ich mich vielleicht arrangieren, aber der Rest ...)