"Draussen", da ist das Leben, sagt man. Und es war irgendwann in meiner Selbstfindung wichtig, mir dieses Etikett ankleben zu können. Wichtig nicht wegen des vermeintlichen Status, den ich innerhalb irgendeiner Gemeinschaft damit erworben habe, sondern für mich. Weil ich damit ein wenig ausgleichen konnte, was ich tief innen drin spürte, dass ich schlicht im falschen Leben fest hing, und nicht wusste wie ich das hätte anders lösen können.
Es ist nicht für jede(n), raus zu gehen. Für manche ist die Öffentlichkeit nur Stress. Und das kann ich gut verstehen, es hat schon was von Todesmut, sich dem zu stellen. Die Ängste zu überwinden, dazu braucht es entweder eine ungeheure Wurstigkeit, eine ungeheure Dämlichkeit nicht wahrzunehmen was man riskiert, oder das innere Gefühl dass es so richtig sei. Oder auch nur einen Drang zur Darstellung. Oder alles zusammen.
Wenn es Dich "ins Licht" drängt, dann arbeite in kleinen Schritten daran, in sicheren Umgebungen, es gibt change-away Studios die hier helfen, Stammtische und Parties. Geh langsam voran, und wenn es sich nicht richtig anfühlt, dann lass es wieder. Es gibt auch andere Wege sich an hübscher Kleidung zu freuen, als so gekleidet shoppen zu gehen und Skinheads und die Demo für Alle zu konfrontieren.
a propos Party, aber erkundig Dich mal was da inzwischen die Mindeststandards sind, ich war da noch nie so richtig:
Weiter geht's am 22. April 2017...
Ich kann mich an eine Bekannte erinnern, die ich das erste mal schmal und unsicher, mit kurzen Haaren in Jeans und Pulli auf einem TV-Stammtisch in München erlebte, die geliebte Kleidung in einem kleinen Rucksack verpackt, den sie den ganzen Abend nicht aufmachte. Die Gespräche dort waren wohl so aufschlussreich für sie, dass ich sie wenige Wochen später nicht erkannte. Wallende Haare, extrovertiert, sprühend von Temperament. Sie sagte, nachdem sie jetzt wisse was mit ihr los sei, wolle sie endlich Spaß am leben haben.
Nach meinem Bauchgefühl sind hier im Forum die meisten "draussen", das liegt aber sicher mehr daran, dass es für die meisten die jetzt aktiv schreiben eben so ist. Ich glaube es sind hier auch die eher stillen, schweigenden, die mitlesen, aber sich in den Themen mit denen wir uns aktuell befassen nicht so richtig identifizieren. Irgendwie schade, dass die sozusagen auf der Strecke geblieben sind. Und manchmal möchte ich mich, trotz des gesetzten Alters, auch an hübschen Sachen freuen dürfen, neulich hab ich mir richtig tussige Lackpumps gekauft, und für den Rutsch ins neue Jahr einen knallroten Pushup, und hab das irgendwie, mit leichten Schuldgefühlen, als provokativ empfunden.